Mit hintergründigem Witz und schnörkelloser Sprache erzählt Wladimir Kaminer, der Star der jungen deutschen Literatur, vom ganz normalen Wahnsinn unseres Alltags. "Mein Vater sehnte sich in Deutschland nach neuen Aufgaben, nach Verantwortung und Kampf um Leben und Tod. So kam er auf die Idee, den Führerschein zu machen. Damit war er erst einmal für die nächsten zwei Jahre beschäftigt. Sein erster Fahrlehrer sprang mitten im Verkehr aus dem Auto. Sein zweiter Fahrlehrer weigerte sich schriftlich, mit ihm im selben Wagen zu sitzen. "Beim Fahren betrachte Herr Kaminer unentwegt seine Füße", schrieb er in einer Erklärung an den Fahrschulleiter. Der dritte Fahrlehrer war ein mutiger Kerl. Nachdem beide mehrere Stunden zusammen im Auto verbracht und dem Tod ins Gesicht gesehen hatten, wurden sie wie Brüder. Der Fahrlehrer schaffte es, meinem Vater die Führerschein-Idee endgültig auszureden."